Samstag, 22. Mai 2004
Wir sind alles Neanderthaler - Zeugen (Teil II)
Auch unsere Erinnerung und unsere Wahrnehmung ist von den Erfordernissen geprägt denen unsere Vorfahren im Neanderthal ausgesetzt waren. Unsere Erinnerung ist alles andere als ein Fotoarchiv oder ein Museum, es werden keine Artefakte aufbewahrt sondern Erinnerungen werden gemacht.

Zunächst einmal wollen wir Menschen die Erinnerungen mit dem Selbstbild übereinbringen (Vermeidung von kognitiver Dissonanz) und dann natürlich wollen wir natürlich auch den Erwartungen unserer Mitwelt entsprechen - Es ist für uns unerträglich keine Erklärungen für Beobachtungen zu haben und weil das so Unerträglich ist produziert unser Gehirn auch falsche Erinnerungen (false memory syndrome).

Für den Neanderthaler wären Zweifel tödlich gewesen, er brauchte Gewißheit um handlungsfähig zu bleiben. Wenn er zwei helle Flecken im Gebüsch gesehen hat, war es ein Überlebensvorteil diese für einen Tiger zu halten und zu fliehen und eine Diskussion über die Beobachtung hätte wertvolle Zeit gekostet. Gewißheit hat ausserdem etwas beruhigendes.

Leider sind heute die Entscheidungen nicht mehr so einfach und ein innehalten oder eine Disskussion wäre oft sehr sinnvoll.

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