Dienstag, 12. April 2005
Wahnsinn mit Methode
"Ich hab' mein Sach' auf Nichts gesellt" schrieb Max Stirner gegen Hegel in seinem Buch "Der Einzige und sein Eigentum" gegen Hegel an. Diese Schrift ist bis heute eine der Bibeln der Anarchisten und natürlich der neoliberalen Wirtschaftler, den dieses Buch predigt einen hemmunglosen Egoismus, den Kampf des einen gegen den anderen.
Warten auf den Bus
Bei meiner derzeitige Lektüre "Der Spiegelkomplex" fällt mir nämlich zu Stefan Aust immer nur das Stirner Motto: "Mir geht nichts über Mich!" ein. Schon bei seinem ersten Kontakt mit dem heutigen rechtsradikalen Röhl und der späteren Terroristin Meinhoff wars im wichtig; wichtig zu sein. Moral? Der Mitmensch? Weiter ging seine Karriere in der Sexpostille St. Pauli Nachrichten auch hier das Ziel Provokation und Auflage. Dann die Panoramasendungen beim NDR, bei dem ihm für die Storys zu Schmücker und Bad Kleinen sicherlich seine frühen Kontakte zu Personen zu gute kamen die später als Terroristen einen zweifelhaften Ruhm genossen. Und heute der Chef des Blattes "DER SPIEGEL" - Ein Bruch? Nein! Bei der Lektüre dieses Buches wird einem klar das Aust sich selber treu geblieben ist!

Der Spiegel ist für mich seit Augsteins Abgang nicht mehr lesbar, ein verflachtes Niveau und billiger Kampagnenjournalismus - seit der Lektüre dieses Buchs weiß ich auch warum.

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Freitag, 8. April 2005
Zufall und Notwendigkeit
»So glauben Sie kein Schicksal? Keine Macht, die über uns waltet und alles zu unserm Besten lenkt?«

»Es ist hier die Rede nicht von meinem Glauben, noch der Ort, auszulegen, wie ich mir Dinge, die uns allen unbegreiflich sind, einigermaßen denkbar zu machen suche; hier ist nur die Frage, welche Vorstellungsart zu unserm Besten gereicht. Das Gewebe dieser Welt ist aus Notwendigkeit und Zufall gebildet; die Vernunft des Menschen stellt sich zwischen beide und weiß sie zu beherrschen; sie behandelt das Notwendige als den Grund ihres Daseins; das Zufällige weiß sie zu lenken, zu leiten und zu nutzen, und nur, indem sie fest und unerschütterlich steht, verdient der Mensch, ein Gott der Erde genannt zu werden. Wehe dem, der sich von Jugend auf gewöhnt, in dem Notwendigen etwas Willkürliches finden zu wollen, der dem Zufälligen eine Art von Vernunft zuschreiben möchte, welcher zu folgen sogar eine Religion sei. Heißt das etwas weiter, als seinem eignen Verstande entsagen und seinen Neigungen unbedingten Raum geben? Wir bilden uns ein, fromm zu sein, indem wir ohne Überlegung hinschlendern, uns durch angenehme Zufälle determinieren lassen und endlich dem Resultate eines solchen schwankenden Lebens den Namen einer göttlichen Führung geben.«

»Waren Sie niemals in dem Falle, daß ein kleiner Umstand Sie veranlaßte, einen gewissen Weg einzuschlagen, auf welchem bald eine gefällige Gelegenheit Ihnen entgegenkam und eine Reihe von unerwarteten Vorfällen Sie endlich ans Ziel brachte, das Sie selbst noch kaum ins Auge gefaßt hatten? Sollte das nicht Ergebenheit in das Schicksal, Zutrauen zu einer solchen Leitung einflößen?«

»Mit diesen Gesinnungen könnte kein Mädchen ihre Tugend, niemand sein Geld im Beutel behalten; denn es gibt Anlässe genug, beides loszuwerden. Ich kann mich nur über den Menschen freuen, der weiß, was ihm und andern nütze ist, und seine Willkür zu beschränken arbeitet. Jeder hat sein eigen Glück unter den Händen, wie der Künstler eine rohe Materie, die er zu einer Gestalt umbilden will. Aber es ist mit dieser Kunst wie mit allen; nur die Fähigkeit dazu wird uns angeboren, sie will gelernt und sorgfältig ausgeübt sein.«


aus Wilhelm Meisters Lehrjahre (Kapitel 17) - Goethe

ach ja "Zufall und Notwendigkeit" von Jacques Monod wollte ich an dieser Stelle schon lange rezensieren: "Der Mensch als Zigeuner am Rande eines Universums das taub für seine Musik ist." - Eine gewaltige Metapher.

Eine Bezug von Monod auf Goethe wäre mir neu - ich muss mal danach googlen, könnte doch neue Ideen bringen

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Dienstag, 12. Oktober 2004
Die Geschichte Europas
von Dietrich Schwanitz (Goldmann, 3. Auflage; März 2003)
Im Freiburgerstrassencafe
Erstmal die Stichworte - Text kommt noch .... grins

Laut Klappentext ein Parforceritt durch die Jahrhunderte ... aber was wird beleuchtet?
Wie fundiert ist eigentlich der Vielschreiber Schwanitz?
Welche Beweggründe treiben ihn?
Europa griechisch/römisch und jüdisch/christlich .... aber war da sonst nix?
Wie ist das Buch vor dem Hintergrund der aktuellen Diskussion über eine Unterschriftenaktion der CDU/CSU zu sehen?

Fragen über Fragen ;-)

Manchmal kommt man beim Lesen alter eigener Artikel ins Grübeln. Das Nachgrübeln hat ergeben mit der Unterschriftenaktion war die Frage gemeint ob die Türkei europakompatibel ist. Und ja diese Buch lohnt sich nicht ...

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Donnerstag, 29. Juli 2004
Die Krankheitserfinder
ein Buch von Jörg Blech das ich jedem empfehlen will. Das Buch ist flottgeschrieben und äusserst lesenswert. In dem Buch nimmt sich der Autor das Geflecht aus Verbindungen und Verpflichtungen vor, daß dazu führt das Menschen immer abhängiger von unserer Gesundheitsindustrie werden und uns die Kosten für vermeintliche Gesundheit allmählich auffressen.
Im Freiburgerstrassencafe
Nur ein Beispiel sei heraus gegriffen: Die Cholesterin-Lüge! Längst ist erwiesen, daß es völlig sinnlos ist einen von interessierten Kreisen willkürlich festgesetzten Grenzwert für Cholesterin einzuhalten und Abweichendes mit Medikamenten zu bekämpfen. Aber dieses Verhalten der Ärzte ist ein gewaltiger Markt! Ärzte, Apotheken und die Pharmaindustrie verdienen an diesem vermeintlichen Risiko große Summen. Dabei ist das Cholesterin häufig nicht die Ursache sondern die Folge von Erkrankungen. Das Cholesterin zu bekämpfen ist als würde man den Schorf von einer heilenden Wunde immer wieder herunter kratzen. Aber wie stünden dann die Ärzte da die oft und gerne die Blutwerte untersuchen? Was würden die Anbieter von Speiseölen mit ihren Marketingstrategien machen?

Die Quellen in diesem Buch sind sehr gut recherchiert und auch zu jedem Kapitel angegeben, leider aber fehlt ein Stichwortverezeichnis um bestimmte Dinge schnell nachschlagen zu können. Dies ist jedoch der einzige Nachteil, der mir an diesem Buch sauer aufstößt.

Klappt man das Buch zu hat man vieles gelernt und hat ein Gefühl dafür gewonnen warum man dem Herren in weiß auf der anderen Seite des Sprechzimmertisches mißtrauen sollte. Man hat auch eine Ahnung davon bekommen warum die Medien so gerne über Gesundheitsthemen sogerne berichten - von vorproduzierten Artikeln bis zu exklusiven Pressekonferenzen mit anschliessendem exclusiven Abendessen.

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Mittwoch, 30. Juni 2004
Was sind eigentlich die wahren Waren?
Ein Vorteil hat natürlich das gestern besprochene Buch "Wenn das Reptil in Lenkrad greift" - Man wird herausgefordert zum Widerspruch und weil eine Quellen falsch zitiert wurden hat man das Bedürfnis nocheinmal nach zulesen, daher werden hier in der nächsten Zeit wohl einige Beträge zu Sprengers "Mythos Motivation" oder zu Büchern von Paul Watzlawick und Kahneman auftauchen.

Ein Punkt ist zum Beispiel das irrationale Handeln des Menschen wie es die neueren Versuche zum Beispiel von Kahneman und Vernon L. Shmith gezeigt haben - handelt mensch tatsächlich so unvernunftig oder ist dieses Handeln nicht vielmehr ein Muster, daß dem Menschen aus seiner Zeit als Jäger und Sammler geblieben ist? Sind vielleicht die wahren Waren garnicht Gelder und Sachen, sondern Beziehungen zu anderen Menschen? - Fragen, über Fragen.

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Dienstag, 29. Juni 2004
Wenn das Reptil ins Lenkrad greift
Warum Gesellschaft, Wirtschaft und Politik nicht den Regeln der Vernunft gehorchen / Friedhelm Schwarz, März 2004 Rowohlt

Es gibt einige Bücher über die ärgert man sich, dieses gehört dazu. Dabei hab ich dieses Buch ganz zielgerichtet gekauft: Ich hatte eine Besprechung des Buches in meinem Lieblingsender wdr5 gehört, anschließend nach weiteren Rezensionen geoogled und bin schließlich zur Buchhandlung um dieses Buch für 9,90 ? zu erwerben.

Die ersten Seiten haben mich bereits enttäuscht, eine dringende Frage stieg in mir auf: Wann kommt der Autor den auf den Punkt? Jetzt bin ich zwar viele Seiten weiter habe aber noch immer nicht die Stelle gefunden. Der Autor bringt einfach keine Belege für seine Thesen und zum großen Teil ist das von ihm angebotene auch einfach nur alter Wein in neuen Schläuchen - so wenn er Dinge bringt, die lange vor ihm Paul Watzlawick besser und fundierter beschrieben hat. Zunächst war ich ja bereit dem Autor kleine Ungenauigkeiten zu vergeben, beispielweise wenn der Autor die Verleihung des Nobelpreises an Kahnemann vom Jahr 2002 in das Jahr 2003 verlegt. Doch der Autor neigt gelinde gesagt zu einer sehr freien Interpretation. - So an der Stelle (S.86) bei der er die Whitehall Sudie (Robert Karasek, Tönes Theorell) als eine Neidstudie auffasst: "Neid kann aber auch krank machen. Wer in der Hierarchie unten steht, bekommt eher Herzkrankheiten als Menschen in gehobenen Positionen. Und das hat weder etwas mit der Schwere der Arbeit noch mit den Belastungen zu tun, sondern einzig und allein mit dem gesellschaftlichen Status. Dies ist unter anderem das Ergebnis einer Studie, in der Forscher die Krankengeschichten von 27.000 Staatsangestellten im Londoner Distrikt Whitehall verglichen haben."

Dolle Sache denkt sich der Leser, hier haben also Forscher nachgewiesen, das Neid krank macht. Nur hat die Studie etwas ganz anderes untersucht und ist auch aus einem ganz anderen Grunde bedeutsam: Der amerikanische Soziologe Karasek und der schwedische Epidemiologe Theorell, haben hier nämlich an einer Längsschnittstudie (Menschen über viele Jahre beobachen) ihr Control-Demand-Modell verifiziert. Es dreht ich also nicht um Neid sonder um die Frage ob die Steuerungmöglichkeiten und die Aufgabenanforderungen in einem ausgewogenen Verhältnis stehen.

Wenn man also bei den in diesem Buch Thesen nach bohrt hört man regelmäßig heisse Luft heraus zischen - schade eigentlich den das Thema gibt soviel her und man kann nicht oft genug sagen, das Wirklichkeit ein Konstrukt ist.

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Sonntag, 13. Juni 2004
Tor zur Welt - Fußball als Realitätsmodell
Das bin ich beim Lesen
Klaus Theweleit hat hier ein wunderbares Buch abgeliefert, jede Menge Stellen zum anstreichen.

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Sonntag, 6. Juni 2004
Neues Lesefutter
Bei sch?nem Wetter macht lesen auch draussen Spa?
"Moby Dick" von Herman Melville - ein Penguin Classic für 2,30 Euro, ich konnte einfach nicht nein sagen. Eine gute Gelegenheit mein Englisch aufzupolieren.

"Tor zur Welt - Fußball als Realitätsmodell" von Klaus Theweleit - Naja, die EM steht an und das Buch hat eine gute Besprechung im wdr erhalten. Mal gucken ob es hält was versprochen wird.

"Das Action Hero Handbuch" von Daid und Joe Borgenicht - Man weiß ja nie was einem so zustößt (grins)

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Donnerstag, 27. Mai 2004
Zur Zeit am Lesen
Lesen
Detlef B. Linke "Religion als Risiko - Geist, Glaube und Gehirn"
Ein Neurowissenschaftler hat sich das Thema Religion vorgenommen - nach dem Inhaltsverzeichnis nimmte er sich ein sehr breites Spektrum vor. Es macht nach dem ersten Einlesen einen recht spannenden Eindruck

Dai Sijie "Balzac und die kleine chinesische Schneiderin"
Ich habe über dieses Buch nur gutes gehört mal gucken ob sich das bestätigt - hoffenlich ein gutes Buch für Zugfahrten.

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Dienstag, 25. Mai 2004
Mammutjäger in der Metro
Dieses Buch von William F. Allman ist schon etwas älter Jahrgang 1999, aber das Thema Evolutionspsychologie ist hoch aktuell - immer hin finden sich bei Google allein für die deutsche Schreibweise 800 Einträge, sucht man nach Cosmides und Tooby (den Protagonisten dieser Richtung) findet man über 10.000 Einträge und sucht man gar nach dem Begriff "Evolutionary Psychology" findet man gar über 400.000 Einträge eine beispiellose Karriere für einen Begriff der vor 10 Jahren noch so gut wie unbekann war.
Warten auf den Bus
Um was gehts? Die Evolutionspsychologen wollen die Kontroverse Nature versus Nurture also Vererbung gegen kulturelle Prägung endgültig in den Papierkorb der Wissenschaftsgeschichte kippen und setzen dagegen ihr Evolutionskonzept. In Deutschland ist das immer noch ein heisses Thema wird man doch wegen des gehabten Rassismus sehr leicht in die Ecke eines Biologisten gedrängt. Die Sozialwissenschaftler in Deutschland hängen immer noch sehr an dem Bild von einem neugeborenen Menschen als als ein weisses Blatt, andererseit gibt es auch viele Menschen die es praktisch finden auf die angeborenen natürlichen Unterschiede der Menschen als Rechtfertigung für ihr Gesellschaftsbild hinzuweisen. Für beide Richtungen bietet dieses Buch keine Stütze: Die einen weißt es darau hin das unser Verhalten durch Evolutionsprozesse wesentlich bereits in der Zeit der Jäger und Sammler geprägt wurde und die anderen werden auf die äusserst geringfügigen Unterschiede zwischen den Menschen hingewiesen.

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