Freitag, 18. Juni 2004
Soziale Selektion
Hervorragend eine Untersuchung hat herraus gefunden, das noch immer Besitz und Bildung der Eltern darüber entscheiden ob ein begabter junger Mensch studiert oder nicht.

Die NRZ berichtete: "Noch immer bestimmt die soziale Herkunft maßgeblich die Bildungschancen, wie aus einer Erhebung des Deutschen Studentenwerkes hervorgeht.

Von 100 Akademiker-Kindern gehen 84 auf eine Universität. Diese Quote sinkt gleich auf 27 Prozent, wenn der Vater einen Realschulabschluss hat; und auf 21 Prozent, wenn dieser "nur" eine Hauptschule besucht hat. Beim Bafög liegt die kritische Zone in der Mittelschicht: Betroffen sind Kinder aus Familien, die knapp über der Fördergrenze liegen, "aber nicht auf Rosen gebettet sind", erläuterte der Präsident des Studentenwerkes, Hans-Dieter Rinkens."

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Ist leider nicht neu...
Bereits während der weltweiten PISA-Studie wurde eine solche Untersuchung veranlasst und dabei kam traurigerweise zutage, dass weltweit nur in Mexiko die "soziale Selektion" noch schlimmer ist als in Deutschland. In jedem anderen Land, von denen, die an der Studie teilgenommen hatten, wären die Chancen für Kinder nichtakademischer Eltern, auf das Gymnasium zu kommen oder gar zu studieren, besser!

Viele Erziehungswissenschaflter sind der Ansicht, dass an dieser traurigen Tatsache das dreigliedrige Bildungssystem in Deutschland Schuld ist. Dies ist ein Relikt aus der Kaiserzeit und repräsentiert die damaligen Stände: Adel=Gymnasium, Bürgertum=Realschule, Rest=Volks- bzw. Hauptschule.

Nun ist es zwar heutzutage nicht mehr der "Adel", sondern eher die Ober- und die obere Mittelschicht, die in den Gymnasien und auf den Universitäten residiert, dennoch ist es Fakt, dass an dieser Stelle im deutschen Bildungssystem etwas eindeutig schief läuft.

Merkwürdigerweise wurde dieses Problem im Verlauf der Geschichte mehrfach erkannt und es gab immer wieder Versuche, Einheitsschulen einzuführen. Dies scheiterte aber leider jedesmal (außer in der DDR, aber das ist ne ganz andere Geschichte ;)). Ob dies nun an einer besonders konservativen Einstellung oder einer Erziehung zum elitären Denken der Deutschen liegt, sei dahingestellt. Solche Ergebnisse, wie sie im von dir zitierten Artikel genannt werden, sollten jedem zu denken geben...

Letztes großes Verbrechen in dieser Richtung war das gewaltsame Überstülpen der Dreigliedrigkeit in den "Neuen Bundesländern", also der früheren DDR, wo das Modell der Einheitsschule sehr erfolgreich praktiziert worden war, und so eindeutig festgelegte "Sozialkarrieren" völlig unbekannt waren. Nun ist auch hier plötzlich wieder wichtig, welchen Beruf und wieviel Geld die Eltern haben... :-/

Ein Thema, das mich schon seit langem beschäftigt und immer wieder deprimiert...

seufzende Grüße

mara

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Nur eigentlich nicht mit unserer Verfassung vereinbar
Das Thema beschäftigt mich schon lange, den ich habe ja meinen eigenen Aufstieg zu mehr Bildungung über den zweiten Bildungsweg gemacht. Als meine Altersgenossen im Gymnasium sassen und Bücher lesen durften, stand ich am Schraubstock in der Fabrik.

Heuchlerisch finde ich nur, daß in einer Zeit in der Alle von einer Leistungsgesellschaft reden - sich die herrschende Klasse vorallem aus den eigenen Reihen rekrutiert. Ich lese hier gerade in einer Fachzeitschrift eine Studie über Vorstände von großen Unternehmen auch hier gehts nicht nach der Leistung sondern nach Familie und Beziehung. Ich denke das ist einer der wesentlichen Gründe für die gegenwärtige schlechte Lage in Deutschland.

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